Poetry

Hier einige Kostbarkeiten und geschliffene Diamanten, die mich immer wieder faszinieren und inspirieren, und die es dankenswerter Weise tapfer ertragen, dass sich einige mehr oder minder edle Steinchen aus meiner eigenen Mine in die Schatzkiste zu ihnen gesellt haben /

 

Here you will find several precious diamonds that never cease to inspire and fascinate me. They graciously allow a few less polished stones from my own mine to join this box of poetic treasures.

 

Abstracts "A40"
Abstracts "A40"

'Love after Love'

- Derek Walcott -

 

The time will come

when, with elation,

you will greet yourself arriving

at your own door, in your own mirror,

and each will smile at the other's welcome,

and say, sit here. Eat.

You will love again the stranger who was your self.

 

Give wine. Give bread. Give back your heart

to itself, to the stranger who has loved you

all your life, whom you ignored

for another, who knows you by heart.

Take down the love letters from the bookshelf,

the photographs, the desperate notes,

peel your own image from the mirror.

Sit. Feast on your life.

'Heart's Tune'

- CM -

 

 'In the depth of your heart

 you're an honest guy'

 I hear myself say,

 neglecting

 the thin layers

 of the onion

 that make me swim

 in bitter seas.

 

 How can my senses

 know

 what lies beneath,

 like rays of light

 transcending

 the dense matter.

 

 And still

 they do.

'Friendship'

- Ralph Waldo Emerson -

 

Better be a nettle in the side of your friend than his echo.

The condition which high friendship demands is ability to do without it.

That high office requires great and sublime parts.

There must be very two, before there can be very one.

Let it be an alliance of two large, formidable natures, mutually beheld, mutually feared, before yet they recognize the deep identity which beneath these disparities unites them.

 

'Selbstreflektion'

- Oskar Blumenthal -

 

Ich kenne manchen, der laut und dreist

sich selbst mit liebreichen Worten preist.

Doch hab' ich nur wenige noch gesehn,

die froh sich selbst zu genießen verstehn.

'Muse'

- CM -

 

Der Calla Blut

nährt ihre Seele

lässt ihre Finger lustvoll gleiten

auf der noch unbefleckten Haut

vermischt mit Purpur, aus Muskat

und süchtig machendem Karmin

sich mysterösem

Schlangengrün hingibt

kredenzt aus dem Agaveblatt.

 

Durch opulente Form

dringt forsch ihr Blick,

lässt Tiefe halb Geheimnis sein

und wild aus ihrem Dschungel wühlt

sich Stachel, Blattgewalt und Ei,

in pulsierendes Orange getaucht

oder in zart-rosa Licht,

und lädt gleich der Sirenen Ruf

in ihrer Sinne Dickicht ein.

 

Ich stehe still

und staunend da

mit halb geöffnetem Mund

lasse die Magie sich ungehemmt

ganz in mich saugen, mich erfüllen

mit diesem Rausch von Leben satt,

das sich aus ihrem Reich ergiesst

und ungezähmte Schönheit strahlt,

der Leidenschaft gemaltes Ja.

 

Bis dann mein Herz

ins Stocken kommt

und dieses Bild

mich ganz umschliesst

und Mutter Erde's

süsser Duft

verströmt

aus ihrem

Paradies.

 

(Für Nadia, 5.5.2009)

 

 

'Vollendung'

- J.W.von Goethe -

 

Keiner sei gleich dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten!

Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich.

'Ars Poetica'

- Jorge Luis Borges -

 

Den Fluß anschaun, gemacht aus Zeit und Wasser,

Gedenken, daß die Zeit ein andrer Fluß ist,

Wissen, daß wir dahingehn wie der Fluß

Und daß Gesichter fortgehn wie das Wasser.

 

Fühlen, daß Wachen nur ein andrer Schlaf ist,

Der nicht zu träumen träumt, und daß der Tod,

Den unser Fleisch so fürchtet, dieser Tod,

In jeder Nacht ist, den wir Schlummer nennen.

 

Sehen im Tag oder im Jahr ein Sinnbild,

Der Menschentage und der Menschenjahre,

Verkehren die Beleidigung der Jahre

In Tönendes, in Laut und Sinnbild.

 

Sehen im Tod den Schlaf, im Sonnenuntergang

Ein trübes Gold: von solcher Art ist Poesie,

Arm und unsterblich - wiederkehrt die Poesie

Wie Morgenrot und Sonnenuntergang.

 

Manchmal sieht uns am Abend ein Gesicht

Aus dunkler Tiefe an in einem Spiegel:

Die Kunst muss sein wie dieser Spiegel,

Enthüllend uns das eigene Gesicht.

 

Man sagt Odysseus habe, satt von Wunderwerken,

Beim Anblick seines ländlich grünen Ithaka

Geweint. Die Kunst ist dieses Ithaka,

Das immergrüne, nicht von Wunderwerken.

 

Doch ist sie auch nicht endend wie der Fluß,

Der zieht und steht und gläsern einen gleichen

Und wandelbaren Heraklit umfaßt - den gleichen

Und einen anderen - wie der ewige Fluß.

'Revolution'

- CM -

 

A storm

of colors

red, yellow

green

and blue,

 

a rage

of voices

from down there

unwilling 

to give in.

 

The order

is turned upside down,

the ancient rule,

suddenly absurd,

like stone ruling the endless  sea.

 

I’m sitting

at its  shore of beauty,

gazing at the dancing waves,

like soldiers

of a hidden  truth.

 

It feels too good

to let it pass,

this precious  moment,

not to allow

some hope  at last.

 

Christina Maiia Moehrle

 

Impact Finance & Communications Expert

Writer & Photographic Artist