Hier einige Kostbarkeiten und geschliffene Diamanten, die mich immer wieder faszinieren und inspirieren, und die es dankenswerter Weise tapfer ertragen, dass sich einige mehr oder minder edle Steinchen aus meiner eigenen Mine in die Schatzkiste zu ihnen gesellt haben /
Here you will find several precious diamonds that never cease to inspire and fascinate me. They graciously allow a few less polished stones from my own mine to join this box of poetic treasures.
- Derek Walcott -
The time will come
when, with elation,
you will greet yourself arriving
at your own door, in your own mirror,
and each will smile at the other's welcome,
and say, sit here. Eat.
You will love again the stranger who was your self.
Give wine. Give bread. Give back your heart
to itself, to the stranger who has loved you
all your life, whom you ignored
for another, who knows you by heart.
Take down the love letters from the bookshelf,
the photographs, the desperate notes,
peel your own image from the mirror.
Sit. Feast on your life.
- CM -
'In the depth of your heart
you're an honest guy'
I hear myself say,
neglecting
the thin layers
of the onion
that make me swim
in bitter seas.
How can my senses
know
what lies beneath,
like rays of light
transcending
the dense matter.
And still
they do.
- Ralph Waldo Emerson -
Better be a nettle in the side of your friend than his echo.
The condition which high friendship demands is ability to do without it.
That high office requires great and sublime parts.
There must be very two, before there can be very one.
Let it be an alliance of two large, formidable natures, mutually beheld, mutually feared, before yet they recognize the deep identity which beneath these disparities unites them.
- Oskar Blumenthal -
Ich kenne manchen, der laut und dreist
sich selbst mit liebreichen Worten preist.
Doch hab' ich nur wenige noch gesehn,
die froh sich selbst zu genießen verstehn.
- CM -
Der Calla Blut
nährt ihre Seele
lässt ihre Finger lustvoll gleiten
auf der noch unbefleckten Haut
vermischt mit Purpur, aus Muskat
und süchtig machendem Karmin
sich mysterösem
Schlangengrün hingibt
kredenzt aus dem Agaveblatt.
Durch opulente Form
dringt forsch ihr Blick,
lässt Tiefe halb Geheimnis sein
und wild aus ihrem Dschungel wühlt
sich Stachel, Blattgewalt und Ei,
in pulsierendes Orange getaucht
oder in zart-rosa Licht,
und lädt gleich der Sirenen Ruf
in ihrer Sinne Dickicht ein.
Ich stehe still
und staunend da
mit halb geöffnetem Mund
lasse die Magie sich ungehemmt
ganz in mich saugen, mich erfüllen
mit diesem Rausch von Leben satt,
das sich aus ihrem Reich ergiesst
und ungezähmte Schönheit strahlt,
der Leidenschaft gemaltes Ja.
Bis dann mein Herz
ins Stocken kommt
und dieses Bild
mich ganz umschliesst
und Mutter Erde's
süsser Duft
verströmt
aus ihrem
Paradies.
(Für Nadia, 5.5.2009)
- J.W.von Goethe -
Keiner sei gleich dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten!
Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich.
- Jorge Luis Borges -
Den Fluß anschaun, gemacht aus Zeit und Wasser,
Gedenken, daß die Zeit ein andrer Fluß ist,
Wissen, daß wir dahingehn wie der Fluß
Und daß Gesichter fortgehn wie das Wasser.
Fühlen, daß Wachen nur ein andrer Schlaf ist,
Der nicht zu träumen träumt, und daß der Tod,
Den unser Fleisch so fürchtet, dieser Tod,
In jeder Nacht ist, den wir Schlummer nennen.
Sehen im Tag oder im Jahr ein Sinnbild,
Der Menschentage und der Menschenjahre,
Verkehren die Beleidigung der Jahre
In Tönendes, in Laut und Sinnbild.
Sehen im Tod den Schlaf, im Sonnenuntergang
Ein trübes Gold: von solcher Art ist Poesie,
Arm und unsterblich - wiederkehrt die Poesie
Wie Morgenrot und Sonnenuntergang.
Manchmal sieht uns am Abend ein Gesicht
Aus dunkler Tiefe an in einem Spiegel:
Die Kunst muss sein wie dieser Spiegel,
Enthüllend uns das eigene Gesicht.
Man sagt Odysseus habe, satt von Wunderwerken,
Beim Anblick seines ländlich grünen Ithaka
Geweint. Die Kunst ist dieses Ithaka,
Das immergrüne, nicht von Wunderwerken.
Doch ist sie auch nicht endend wie der Fluß,
Der zieht und steht und gläsern einen gleichen
Und wandelbaren Heraklit umfaßt - den gleichen
Und einen anderen - wie der ewige Fluß.
- CM -
A storm
of colors
red, yellow
green
and blue,
a rage
of voices
from down there
unwilling
to give in.
The order
is turned upside down,
the ancient rule,
suddenly absurd,
like stone ruling the endless sea.
I’m sitting
at its shore of beauty,
gazing at the dancing waves,
like soldiers
of a hidden truth.
It feels too good
to let it pass,
this precious moment,
not to allow
some hope at last.